Auch die häusliche Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Hilfen hat seine Grenzen. Dann wird es notwendig für den Nahestehender einem passenden Platz in einem Pflegeheim zu suchen. Verständlicherweise ist diese Weg nicht immer sehr einfach, weil sich der Pflegebedürftige und seine Familie gern gewünscht hätten, trotz Hilfe- und Pflegebedürftigkeit immer zu Hause zusammen zu bleiben. Manchmal ist dieser Schritt jedoch unausweichlich, um die physische und psychische Gesundheit des Pflegebedürftigen und der pflegenden Angehörigen nicht zu gefährden. Auch die baulichen Voraussetzungen und Wohnbedingungen zu Hause können für diese Entscheidung maßgebend sein.
Natürlich stellen sich Familien und Angehörige an dieser Stelle sehr viele Fragen:
– Ist der Entschluss für ein Pflegeheim der richtige?
– Werden sich der Pflegebedürftige und seine Angehörigen sich mit dieser Entscheidung wohlfühlen?
– Welches Pflegeheim ist das richtige?
– Wie können die Kosten für das Pflegeheim bezahlt werden?
– Reicht die Rente des Pflegebedürftigen aus?
1. Das zielführende Familiengespräch und Erstellung der Checkliste
Ganz am Anfang sollte das gemeinsame Familiengespräch zur bestehenden Situation erfolgen. Hierbei muss der geplante, bevorstehende und neue Weg in das Pflegeheim umfangreich diskutiert werden, um für diese Entscheidung einen gemeinsamen Konsens zu erzielen. In der Endphase des Familiengespräches sollte dann eine Checkliste gemeinsam erstellt werden. In dieser Liste werden alle wichtigen Dinge und Fragen aufgeführt, die dem Pflegebedürftigen und seiner Familie bei der Suche und Wahl des geeigneten Pflegeheimes sehr wichtig sind. Hierzu können beispielsweise folgende Fragestellungen gehören:
1. Wo befindet sich das Pflegeheim? Kann es durch die Angehörigen gut und schnell für Besuche erreicht werden?
2. Gibt es eine gute Infrastruktur? Ist das Pflegeheim gut an die Nahverkehrsverbindungen angebunden?
3. In welchem Umfeld befindet sich das Pflegeheim?
4. Kann der Pflegebedürftige seine liebgewordenen Möbelstücke mitbringen?
5. Wird der pflegebedürftige Angehörige in einem Einzelzimmer oder Zweibettzimmer wohnen?
6. Gibt es feste Besuchszeiten?
7. Wie ist der Tagesablauf in dem Pflegeheim aufgebaut? Welche Betreuungsangebote und welche Veranstaltungen finden regelmäßig statt?
8. Gibt es eine interne Bewohnervertretung als Pflegeheimbeirat oder einen externen Heimfürsprecher?
9. Wie hoch ist derzeit der einrichtungseinheitliche Eigenanteil, den der Pflegeheimbewohner monatlich bezahlen muss?
10. Welche zusätzlichen Serviceleistungen bietet das Pflegeheim, wie z. B. Frisör, Fußpflege, Physiotherapie, Ergotherapie, Fahrdienst?
2. Das unabhängige, neutrale Gespräch
Ein weiterer Schritt wäre die unabhängige, neutrale Beratung durch den zuständigen Pflegestützpunkt oder der zuständigen Pflegeversicherung des Pflegebedürftigen. Hier können ganz wertneutral Informationen über Pflegeheime gesammelt werden, die sich in der entsprechenden, gewünschten Region befinden. Außerdem kann vor allem die Pflegeversicherung auch klare Aussagen zur Qualität und zu den verschiedenen einrichtungseinheitlichen Eigenanteilen der Pflegeheime machen. Hier ist es gut, zu wissen, dass die Pflegeversicherung den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung einmal jährlich beauftragt, die Qualität in den Pflegeheimen zu prüfen. Diese Qualitätsergebnisse werden veröffentlich und können so von jedem eingesehen werden.
3. Online-Recherche
Wer nach einem Pflegeheimplatz sucht, findet im Internet verschiedene, wissensvermittelnde Plattformen und Foren. Damit wird die Suche deutlich erleichtert. Zum Beispiel bietet der AOK-Pflegenavigator über eine relative einfache Suchmaske und Suchfunktion alle Pflegeheime in der gewünschten Region. Sämtliche Informationen für den Einstieg in die Pflegeheim-Materie sind hier zu finden, wie beispielsweise:
– Lage und Größe des Pflegeheimes
– Anzahl Einzelzimmer und Zweibettzimmer
– Ausstattung des Pflegeheimes
– Konzeptionelle Ausrichtung
– Schwerpunkte bei der Pflege und Betreuung
Außerdem sind hier die Daten und die Bewertung der letzten Qualitätsprüfung hinterlegt.
Wenn bei der Online-Recherche nun Pflegeheime in Betracht gezogen werden und in die engere Auswahl kommen, sollte ein persönlicher Gesprächstermin mit der Pflegeheimleitung und Pflegedienstleitung vereinbart werden.
4. Vororttermine in den Pflegeheimen
Nach der Vereinbarung des persönlichen Termins in den Pflegeheimen der Vorauswahl, erfolgt der gemeinsame Besuch mit dem pflegebedürftigen Angehörigen in der Pflegeeinrichtung. Sehr empfehlenswert ist eine Checkliste für die Gespräche. Hier können alle wichtigen Dinge benannt werden, die den Pflegebedürftigen und seine Familie interessant sind:
1. Wie sind die Begrüßung und der Empfang? (Freundlich, herzlich, gestresst, überlastet, hektisch. …)
2. Wie wird die Atmosphäre im Pflegeheim empfunden? Geht das Personal herzlich, respektvoll und zuvorkommend mit den Pflegeheimbewohnern um? Werden die Pflegeheimbewohner „gesiezt“ oder „geduzt“? Wenn möglich, wären Gespräche mit Bewohnern oder des Heimbeirates sehr sinnvoll.
3. Wir das Pflegeheim als hygienisch sauber empfunden? Welche Gerüche werden wahrgenommen?
4. Wirken die Bewohner äußerlich gepflegt und sauber?
5. Ratsam wäre ebenfalls die Beobachtung der Abläufe bei Betreuungs- und Beschäftigungsangeboten.
6. Wie ist der Eindruck vom Personal? (abgehetzt, wenig Zeit, Ruhe und Gelassenheit, Zeit für ein Wort, für Gespräche mit Bewohnern …)
7. Welchen Eindruck hinterlassen die Bewohnerzimmer, Sanitärräume und Gemeinschaftsräume?
8. Welche Außenanlagen (Park, Garten, Sitzgelegenheiten) stehen zur Verfügung?
9. Inwieweit werden Angehörige der Pflegeheimbewohner in die Abläufe des Pflegeheimes integriert? Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen dem Pflegeheim und den Angehörigen?
10. Wie verläuft das Gespräch mit der Pflegeheimleitung und Pflegedienstleitung? Ist das Gespräch offen, transparent und ehrlich? Entsteht der Eindruck, dass noch Dinge verschwiegen werden?
11. Wie erfolgt die Essenversorgung? Wir das Essen geliefert? Hat das Pflegeheim eine eigene Küche? Wird auch gemeinsam mit den Pflegeheimbewohnern gekocht und Essen zubereitet? (Salate, Kuchen backen…) Inwieweit werden die Wünsche der Pflegeheimbewohner berücksichtigt? Gibt es Wahlessen und Wunschessen?
12. Gibt es Wartelisten?
13. Wann wäre mit einem Pflegeheimplatz zu rechnen?
14. Gibt es die Möglichkeit eines Schnuppertages (ggf. mit Angehörigen), um herauszufinden, ob das Pflegeheim das richtige ist?
15. Welche Kosten (einrichtungseinheitlicher Eigenanteil, Zusatzkosten) kommen auf den Pflegebedürftigen zu?